Christoph Kramer (32) wurde von Max Eberl (49) gleich zweimal verpflichtet: 2013 holte Eberl ihn aus der 2. Liga nach Gladbach, 2016 nach einem Jahr in Leverkusen gelang ihm die spektakuläre Rückholaktion. Samstag in Leipzig (15.30 Uhr/Sky) gibt es das erste Wiedersehen seit dem Eberl-Comeback!
BILD: Neun Punkte auf Platz 6, 11 Punkte auf Platz 16: Geht es für Borussia nur noch um die goldene Ananas?
Kramer: "Ja, wir stehen momentan tabellarisch im Niemandsland. Aber wir stellen jetzt sicher nicht das Fußballspielen ein, die Saison ist noch lang. Mit zwei Siegen in Serie, die wir diese Saison leider noch nicht geschafft haben, kann sich das schnell ändern. Die Top-6 sind nicht mehr realistisch. Aber Platz 7 ist schon ein Ziel, das ich noch im Auge habe."
BILD: 8 von möglichen 24 Punkten im neuen Jahr: Kann das für dieses Team der Anspruch sein?
Kramer: "Ein Punkt im Schnitt? Sicher nicht! Aber manchmal hat man solche Phasen. Wenn ich persönlich auf mein bisheriges Jahr 2023 zurückblicke, denke ich auch: Was habe ich denn da in manchem Spiel für einen Mist gespielt. Gegen Bayern war ich unfassbar schlecht, da war ich mit mir selbst schon sehr unzufrieden. Wichtig ist, dass man trotzdem versucht, jedes Spiel weiter Gas zu geben."
BILD: Zuletzt gab's auswärts zweimal vier Gegentore in Folge - droht das auch in Leipzig?
Kramer: "Warum auch immer tun wir uns ja gegen Top-Teams leichter - also sind wir auch da nicht chancenlos. Leipzig ist natürlich ein richtig, richtig gutes Team."
BILD: Wie sehr freuen Sie sich auf das Wiedersehen mit Max Eberl?
Kramer: "Sehr! Ich freue mich, dass er zurück im Fußball-Business ist. Ich habe ihm unheimlich viel zu verdanken. Und das werde ich ihm nie vergessen - bei allen Störgeräuschen, die in Gladbach mit dem Namen Eberl verbunden sind."
BILD: Haben Sie sich eigentlich gewundert, warum er nach seiner Genesung nicht wieder in Gladbach angefangen hat - dort hatte er ja noch Vertrag?
Kramer: "Nein, hat es nicht. Ich hatte damals nach der Abschieds-Pressekonferenz nicht das Gefühl, dass beide Seiten wieder zusammenfinden. Es hätte mich eher gewundert, wenn er hier wieder angefangen hätte."
Kramer: "Ich persönlich nehme ihm das nicht krumm. Ich denke, er hat in Leipzig einfach die Chance gerochen, sich dort seinen großen Traum zu erfüllen - und mal etwas Blechernes in der Hand zu halten. In Leipzig werden Sie ihm schon aufgezeigt haben, dass die Chancen dort dafür gut stehen."
BILD: Hätten Sie Verständnis, wenn Eberl seine ablösefreien Ex-Spieler Marcus Thuram oder Ramy Bensebaini nach Leipzig holen würde?
Kramer: "Als Gladbach-Sympathisant nicht. Aber wenn ich Manager von Leipzig wäre, würde ich die Frage vielleicht anders beantworten. Ich hoffe, dass beide Jungs, sofern sie uns denn verlassen, nicht zu Liga-Konkurrenten gehen."
BILD: Sie haben bereits mehrfach vertretungsweise die Kapitäns-Binde getragen. Könnte die nächste Saison zu einem Dauerzustand werden?
Kramer: "Das glaube ich nicht. Und nach Lars Stindl Kapitän zu werden, ist wohl der undankbarste Job. Das ist so, als wenn Du bei Juventus nach Gianluigi Buffon ins Tor gehst - da kann man sich nur verbrennen (lacht). Außerdem glaube ich, dass Lars bleibt. Der lässt sich zwar nicht in die Karten schauen. Aber ich würde mir wünschen, dass er bleibt. Weil ich ihn gerne mag, er ein richtig guter Kapitän ist - und natürlich ein Top-Spieler."
BILD: Es fällt auf, dass Sie immer zu den Spielern gehören, die auch nach Niederlagen zu TV-Interviews gehen...
Kramer: "Ganz ehrlich - ich habe da nach einem 0:4 gegen Mainz auch gar keinen Bock drauf. Ich kann auch jeden verstehen, der darauf keine Lust hat. Aber es gehört als Profi einfach dazu, nach Pleiten auszuhalten, dass alle auf Dich schimpfen. Da kann man nicht einfach den Kopf einziehen. Das kann man ja auch auf dem Platz nicht, wenn das Stadion nach zwei Fehlpässen unruhig wird. Man muss als Profi überall seinen Mann stehen."